Erfahrungsbericht einer Journalistin Leben wir in einem Land mit Meinungsfreiheit?
Die allermeisten würden die Frage mit einem klaren »Ja« beantworten und den in der Frage implizierten Zweifel mit Empörung beiseiteschieben. Hier kann jeder seine Meinung kundtun, ohne im Gefängnis zu landen. Wir haben doch keine chinesischen Verhältnisse. Doch ausgerechnet eine chinesischstämmige Journalistin ist sich da nicht so sicher. Nach ihren eigenen Erlebnissen zu urteilen, ist der Unterschied zu China vielleicht ein quantitativer, aber nicht unbedingt ein qualitativer. Immerhin: laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage glauben nur noch 40 Prozent der Deutschen, ihre politische Meinung frei äußern zu können.
Danhong Zhang wurde in Peking geboren und kam 1988 nach Deutschland. Von 1990 bis 2004 war sie feste Mitarbeiterin der China-Redaktion der Deutschen Welle (DW). Ab 2004 trug sie als stellvertretende Leiterin der China-Redaktion die Verantwortung für ein tägliches Radioprogramm der DW. Im Zuge einer Medienkampagne wurde Zhang im September 2008 von ihrer leitenden Position freigestellt. Anfang 2009 wechselte sie zur Wirtschaftsredaktion der Deutschen Welle und wurde 2015 die erste nichtmuttersprachliche Kolumnistin der DW. Im August 2019 kehrte Zhang nach China zurück, kündigte 2 Monate später bei der Deutschen Welle und ist seither freie Autorin.